Wie Speedruns meine Liebe zu A Link to the Past noch vergrößert

Mit Highspeed durch Hyrule

Ein Videospiel so sehr zu lieben, dass man es möglichst schnell beenden kann. Was zunächst ungewöhnlich erscheint, ist das Ziel einer ganz eigenen Videospiel Community. Gastautor Matthias erklärt dir die Speedrun Szene.

PrinnyTonic , vor 3 Jahren
Dieser Beitrag bezieht sich auf das Spiel The Legend of Zelda: A Link to the Past. Klick hier, um dir alle Varianten dieses Spiels in der Datenbank anzuschauen.

In den vergangenen Jahren haben Speedruns wesentlich an Popularität gewonnen. Ein Faktor war unter anderem die regelmäßig stattfindenden Stream-Marathons Awesome Games Done Quick und Summer Games Done Quick. Diese laufen über die Dauer von sieben Tagen und sammeln Geld für gute Zwecke.

Doch sie taten auch der Speedrun-Community etwas gutes, indem sie ihnen eine große Plattform boten, um der Welt zu zeigen worum es ihr geht: Die Liebe zu den Spielen. Denn ein Aspekt ist unabdingbar, sollte sich man dafür entscheiden ein Videospiel als Speedrun angehen zu wollen: Man muss den Titel extrem gut kennen und genug Leidenschaft für ihn aufbringen, um ihn immer und immer wieder zu spielen. Teilweise mehrmals hintereinander.

Oft werden Speedruns schlecht geredet. "Die schummeln ja nur". "Die können das Spiel ja nicht mal richtig spielen". Dabei haben Speedrunner oft hunderte Stunden in ein Spiel gesteckt, bevor sie überhaupt auf die Idee gekommen sind, es einmal in einer kürzeren Zeit zu lösen.

Ich selbst habe 2013 meinen ersten Speedrun in The Legend of Zelda: A Link to the Past für das Super Nintendo beendet. Ein Titel, den ich seit ich sechs Jahre alt bin spiele und es ist eindeutig mein liebstes Spiel aller Zeiten. Zahlreiche male habe ich es durchgespielt und mein erster Run benötigte eine Zeit von 2 Stunden und 43 Minuten. Für mich damals eine unglaubliche Errungenschaft, wenn man bedenkt, dass A Link to the Past immer ein Spiel war, mit dem ich mehrere Abende füllen konnte, bevor die Credits über den Bildschirm liefen.

Dann begann der Grind. Ich wollte immer schneller werden, immer besser. Dazu gehörte das Lernen von Tricks, die praktische Abkürzungen darstellten oder Teile des Spiels komplett aushebelten. Aber vor allem galt es den Titel fast auswendig zu können: Muster von Boss-Gegnern mussten gelernt, Laufpfade eingeprägt und Sicherheitsstrategien verinnerlicht werden. Speedruns gaben mir die Chance ein Spiel, welches ich ohnehin schon liebte, auf eine vollkommen neue Art und Weiße zu genießen.

Die Version ist an einer Stanznummer zu erkennen

Die Version ist an einer Stanznummer zu erkennen

Warum die Version wichtig ist

Was viele nicht wissen ist, dass es schon damals Patches für Spiele gab. Da diese natürlich nicht so einfach über irgendwelche Online-Services ausgerollt werden konnten, sind einfach komplett neue Versionen von Titeln auf den Markt gekommen. So ist es auch bei Legend of Zelda: A Link to the Past der Fall. Insgesamt existieren drei Varianten des Spiels: 1.0, 1.1 und 1.2.

Die Version, die wir in PAL-Regionen erhalten haben ist die 1.2. Diese unterscheidet sich optisch zum Beispiel von der 1.0, die ausschließlich in Japan erschienen ist. So fehlen im Bildschirm, in dem ihr euren Spielstand auswählen könnt beispielsweise die farbigen Ränder. Aber vor allem wurden in den Nachfolgeversionen der 1.0 einige Glitches entfernt. Viele davon können von Speedrunnern genutzt werden, um einiges an Zeit zu sparen.

Die japanische 1.0-Version kann man übrigens ganz einfach daran erkennen, dass auf dem Sticker auf der Rückseite zwei Zahlen eingestanzt sind. Sollten sich hier zusätzlich Buchstaben zu sehen sein, ist es Version 1.1 (A) bzw. 1.2 (B).

Speedrun ist nicht gleich Speedrun

Doch nicht jeder Spieler möchte diese Glitches nutzen. Vor allem sind diese in vielen Fällen auch extrem schwer auszuführen und erfordern Pixel- und/oder Frame-perfekte Eingaben. Darum haben Speedrun-Titel oft mehrere Kategorien, welche regulieren was für Glitches und Mechaniken genutzt werden dürfen. Die beliebteste Kategorie in A Link to the Past ist "Any% No Major Glitches". Hier gilt es alle Dungeons des Spiels abzuschließen und Ganon zu besiegen. Dafür dürfen zum Beispiel keine Glitches genutzt werden, welche den Spieler durch feste Strukturen bewegen (Out of Bounds). Sogar das Nutzen von "Save & Quit", um Zeit zu sparen, ist nicht erlaubt. Damit repliziert diese Kategorie am ehesten das "klassische" Spiel. Natürlich werden dennoch zahlreiche coole Tricks und kleinere Glitches genutzt, um ans Ziel zu gelangen. Aktuell liegt der Weltrekord für dieser Kategorie bei 1 Stunde und 23 Minuten.

Die kürzeste Kategorie ist "Any%". Hier ist das Ziel einfach nur die Kammer hinter Ganon zu betreten, die das Triforce beinhält. Jedes Mittel ist dabei erlaubt. Spieler schaffen es hier innerhalb von 1 Minute und 36 Sekunden das Spiel zu beenden.

Über den Autor

Matthias hat eine große Leidenschaft für Fighting- und Retro-Games aller Art. Das Super Nintendo war seine erste eigene Konsole. Diese emotionale Bindung sorgt auch dafür, dass er noch heute zahlreiche Stunden mit dem SNES verbringt, auf dem er unter anderem Speedruns für The Legend of Zelda: A Link to the Past spielt.

Wie fängt man an zu Speedrunnen?

Doch wie fängt man damit an ein Spiel zu speedrunnen? Prinzipiell braucht man dafür ja nur ein Spiel, und eine Stoppuhr. Dann kann man einfach loslegen und sich Stück für Stück verbessern. Generell sollte man den Prozess in Stufen unterteilen:

1. Verstehen wie man das Spiel beendet.

2. Herausfinden, was der minimalste Anteil des Spiels ist, den man abschließen, um an dieses Ziel zu gelangen.

3. Jeden Schritt innerhalb dieses Pfades optimieren.

Das klingt natürlich relativ simpel, kann aber je nach Umfang des Videospiels einige Zeit in Anspruch nehmen. Darum sind Speedruns oft Community-Projekte. Für fast jedes Spiel gibt es eine aktive Gemeinschaft. Diese organisieren sich aktuell meist über Discord und nutzen Speedrun.com als ihren Hub für Guides und Leaderboards. Wer sich also für die Runs eines bestimmten Games interessiert, findet hier schnell gleichgesinnte.

Zusätzlich empfiehlt es sich auch einmal einen kommentierten Run seines Lieblingsspiels auf Youtube anzusehen. Mit dem Suchbegriff "Games Done Quick [Spielename]" findet man für viele Titel einen Speedrun mit gutem Commentary.

Meine Speedrun-Karriere…

…ist aktuell pausiert. Zuletzt konnte ich mir in Outrun 2 einige Top-Platzierungen auf der Weltrangliste sichern. In A Link to the Past habe ich einige Zeiten in unterschiedlichen Kategorien gespielt, mit denen ich eigentlich ganz zufrieden bin. Aber gerade mein Run in der Hauptkategorie des Spiels hat noch Luft nach oben. Es vergeht kein Monat, in dem es mir nicht in den Fingern juckt und ich dieses Projekt wieder angehen möchte. Momentan fülle ich meine Zelda 3-Bedürfnisse mit den Spielen von Randomizern. Ein Artikel-Thema für einen anderen Blogbeitrag. Zum Abschluss möchte ich euch aber noch meinem aktuellen Speedrun von The Legend of Zelda: A Link to the Past präsentieren. Innerhalb der Jahre konnte ich meine Zeit auf 1 Stunde 37 Minuten und 41 Sekunden reduzieren. Und ich weiß, es wird sicherlich nicht für immer dabei bleiben.

Was ist ein Spiel, welches ihr euch vorstellen könntet als Speedrun zu spielen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen. Oder wenn ihr bereits einen Run absolviert habt, postet das Video und teilt es doch mit dem Rest der retroplace-Community

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retrogames  super nintendo  zelda  speedrun  alttp 


3 Kommentare

KptDuplo
KptDuplo, vor 3 Jahren

Ich habe Respekt vor Menschen die so etwas machen, nachvollziehen kann ich es aber nicht. Ich spiele um Spaß zu haben, das macht keinen Spaß...

PrinnyTonic
PrinnyTonic, vor 3 Jahren

@KptDuplo: Warum sollte es keinen Spaß machen? Spaß ist der einzige Grund, warum man Speedruns spielt. :) Wie gesagt, es ist für Spieler, die einen Titel schon auswendig kennen eine Möglichkeit noch mehr Freude an neuen Herausforderungen zu haben.

KptDuplo
KptDuplo, vor 3 Jahren

@PrinnyTonic: Weil Zeitdruck für mich Stress bedeutet und Stress macht mir keinen Spass. Ich mag es schon nicht wenn ein Spiel mir während einer Quest oder Mission ein Limit auferlegt. Ich spiele gerne in meinem Tempo.


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